Ausstellung mit Rahmenprogramm : 30.06 bis 16.07
Archiv Sternbrücke
Vom 01.-16.07.23 wird das „Archiv Sternbrücke“ im Künstlerhaus Faktor zu einem Ort, an dem unterschiedliche künstlerische und interdisziplinär forschende Perspektiven zum Thema Sternbrücke in einer Ausstellung mit Rahmenprogramm zusammen kommen und interagieren.
Seit 1893 wird die Kreuzung an der Stresemannstraße/Max-Brauer-Allee von einer Brücke überspannt, die bereits 1926 aus Kapazitätsgründen erneuert und erweitert werden musste. Die bis heute genutzte „Sternbrücke“ wurde 2015 unter Denkmalschutz gestellt. Nun scheint die verbleibende Zeit dieser Brücke und des umliegenden Areals gezählt: Sie soll schon ab dem kommenden Jahr abgerissen und durch ein stützenfreies, wirtschaftlicheres und auch bedeutend größeres Modell ersetzt werden. Seit Jahren wird erbittert um den Erhalt der Brücke und gegen die Neubaupläne gestritten. Ihr Abriss wird nicht nur die kleinteilig gewachsene Struktur der Kreuzung und ihrer Umgebung nachhaltig verändern, er wirft auch viele Fragen nach ökologischer Verantwortung, nachhaltiger Verkehrs- und Stadtplanung, Denkmalschutz, dem Erhalt von Nachbarschaften und Orten kultureller Vielfalt und nicht zuletzt nach einer demokratischen Form der Bürgerbeteiligung auf. Für den Neubau der Brücke sollen sämtliche angrenzende Gebäude abgerissen sowie etwa 100 Strassenbäume gefällt werden. Fünf Musik-Clubs und das Künstlerhaus Faktor sind neben vielen weiteren Existenzen bedroht.


Das „Archiv Sternbrücke“ nimmt sich diesem Ort an: Bevor die Brücke in ihrer jetzigen Form aus dem Stadtgedächtnis verschwindet, möchten wir das Areal Sternbrücke während des Hamburger Architektur Sommers als Schnittstelle urbaner Kultur erlebbar und unvergesslich machen. Auf welche Arten und Weisen kann man die Sternbrücke und ihr umliegendes Areal wahrnehmen, erkunden, erfahrbar machen? Wie kommt es zu der so oft genannten „atmosphärischen Präsenz“ an diesem Ort? Welche Schichten von Geschichte und Erzählungen manifestieren sich in diesem gebauten Stadtraum? Und zu welchen Erkenntnissen kommt man, wenn man Praktiken des Künstlerischen, des Alltäglichen und des Archivierens in einem Raum miteinander in Beziehung setzt?
In der Ausstellung werden Arbeiten von Merle Dierks & Sally Wichtmann (Recherche/Archivmaterial), Manuel Gies (Sound), Anna Grabo (Film/video), Simone Kessler (Fotografie/Installation), Johanna Klier (Archivmaterial/Fotografin/Installation), Stephan Pflug (Fotografie), Olaf Scheller (Fotografie), Gereon Töpper (Modell/Zeichnung) sowie der Initiative Sternbrücke gezeigt.
Material von Anwohner*innen, Zeitzeug*innen und/oder Sammler*innen zur Sternbrücke aus allen Zeiten kann während der Ausstellung gerne vorbei gebracht und ein Teil des Archivs werden! Helfen Sie uns, die Lücken im Archiv zu füllen!
Kuratiert von Johanna Klier und Olaf Scheller
Termine im Rahmenprogramm:
01.07, 16:00 Uhr: Beziehungsweise Sternbrücke. Atmosphären als Archive des Städtischen (Vortrag). Merle Dierks & Sally Wichtmann. Sally & Merle beschäftigen sich seit 2017 intensiv mit der Sternbrücke. Sie haben sich nicht nur mit der Geschichte des Ortes auseinandergesetzt, sondern auch ihre Abschlussarbeit im Studiengang „Kultur der Metropole“ zu dem Bauwerk und dessen Atmosphären geschrieben: In diesem Zuge haben sie das Treiben der Menschen, Fahrräder, Autos und Bahnen beobachtet. Den Gesprächen, dem Verkehrslärm, und den Stadttauben gelauscht und allerlei Kuriositäten an der Sternbrücke erlebt – von Weihnachtsmännern auf Motorrädern, über spektakuläre Ausweichmanöver angesichts des tropfenden Brückendachs, bis hin zum New Yorker Streifenwagen, der so wunderbar zum Stahlgerüst der Brücke passte. In ihrem Vortrag werden sie die Forschungsergebnisse ihrer Abschlussarbeit zu dem besonderen Bauwerk präsentieren und dabei berichten, wie verschiedene Archive ihnen bei ihren Projekten geholfen haben.
02.07, 16:00 Uhr: Amt für außergewöhnliche Arbeitsumstände – Stabsstelle Sternbrücke (Performance) Akteurinnen für urbanen Ungehorsam. Amt für außergewöhnliche Arbeitsumstände – Stabsstelle Sternbrücke. Künstlerisch kritische Intervention zu einer Monster-Brückokratie. Wer sorgt sich eigentlich um eine Brücke? Was bedeutet es, im Schatten von Vergnügen und Verkehrsflüssen Erwerbstätigkeiten nachzugehen? Welche Arbeit steckt in der Bürokratie eines umkämpften Planungsprozesses – und dem Protest dagegen? Wird die Sternbrücke künftig von Robotern gentrifiziert? Kritisch und künstlerisch-intervenierend lädt das Amt für außergewöhnliche Arbeitsumstände zur performativen Erkundung der Arbeitsgalaxie unter der Sternbrücke ein. Zwischen Karteien, Katastern und Kasematten können Anrufe in den Arbeitsalltag der Vergangenheit getätigt, außerordentliche Arbeitserlaubnisse erhalten und wütende Formulare gegen die Gentrifizierung gefüllt werden. Dabei wird die Straße nicht nur zum Arbeitszimmer – sie wird zum umkämpften Schauplatz der Monster, die die Brückokratie rief!https://akteurinnen.de/
04.07, 18:30 Uhr: Mapping the Bridge. Erinnerungen gemeinsam kartieren. Kathrin Wildner www.kwildner.net
06.07, ab 17Uhr: Wechselwirkungen im Stadtteil Sternschanze. Schüler*innen des Struensee-Gymnasiums Hamburg und Studierende der Leuphana Universität Lüneburg präsentieren Poster zum Thema „Stadtwahrnehmung“. Buchvorstellung: „Gentrifizierung und Touristifizierung in der Hamburger Sternschanze. Ein Stadtviertel zwischen Protest und neoliberaler Verwertungslogik“ (transcript 2023, Ursula Kirschner und Anja Saretzki (Hg)) www.leuphana.de/institute/ifsk/personen/ursula-kirschner/lehrforschungsprojekte.html
07.07, 19:30 Uhr: Filmprogramm: Sternbrücke (D 2013, 23min Regie: Jonas Schaul) Sternstunde Null (D 2021, 45min Regie: Paul Uhlig) Im Anschluss Filmgespräch mit den Filmemachern. In Kooperation mit dem B-Movie-Kino. Eintritt gegen Spende. www.b-movie.de
08.07, 16:00 Uhr: Biodiversität in der Pflasterritze. Botanische Überraschungen am Straßenrand rund um die Sternbrücke. Andromeda von Prondzinski
09.07, 16:00 Uhr: Lauschen und Rauschen – ein Soundwalk an der Sternbrücke. Manuel Gies (Spaziergaeng) spaziergaeng.de/soundwalks/
13.-16.7: Wovon träumt die Brücke? – Erarbeitung eines Hörstücks mit Kindern und Jugendlichen, radioPOL (Anmeldung erbeten: post@johannaklier.net) Wovon träumt die Brücke? Mit diesen und noch anderen Fragen im Gepäck sammeln, schneiden und senden wir mit euch vier Tage lang Stimmen, Geräusche, Musik und Sounds an der Kreuzung unter der Brücke. Dazu bauen wir eine kleine Live-Radio- und Aufnahmestation direkt vor Ort auf. Gemeinsam mit euch konzipieren und produzieren wir ein Hörspektakel fürs Radio. radiopol.org
Alle Veranstaltungen finden an der Sternbrücke statt. Treffpunkt ist das Künstlerhaus Faktior. Der Eintritt/die Teilnahme ist kostenfrei – wir freuen uns über Spenden!
eingeschränkt rollstuhlgerecht
Veranstalter*in: Johanna Klier, Ursula Kirschner, Olaf Scheller, Galerie Künstlerhaus Faktor e.V.
Termin: 30.06 bis 16.07, Di-So 15-20 Uhr Mo geschlossen
Vernissage: 30.06.2023 19:00 Uhr
Vortrag, Beziehungsweise Sternbrücke: 01.07.2023 16:00 Uhr
Performance, Amt für außergewöhnliche Arbeitsumstände-Stabsstelle Sternbrücke: 02.07.2023 16:00 Uhr
Erinnerungen gemeinsam kartieren, Mapping the Bridge: 04.07.2023 18:30 Uhr
Posterpräsentation und Buchvorstellung, Wechselwirkungen im Stadtteil Sternschanze: 06.07.2023 17:00 Uhr
Filmprogramm, Sternbrücke: 07.07.2023 19:30 Uhr
Botanischer Rundgang, Biodiversität in der Pflasterritze: 08.07.2023 16:00 Uhr
Soundwalk, Lauschen und Rauschen: 09.07.2023 16:00 Uhr
Finissage: 16.07.2023 17:00 Uhr
Eintrittspreise / Teilnahmegebühren: Eintritt frei, Spenden für die Iniative Sternbrücke willkommen!
Ort: Galerie Künstlerhaus Faktor , Hamburg, Max-Brauer-Allee 229
https://www.johannaklier.net
https://www.leuphana.de/institute/ifsk/personen/ursula-kirschner/lehrforschungsprojekte.html
https://faktor.hamburg/