Die Monster-Sternbrücke: Fast 4 Mal so hoch wie die bestehende Brücke.
Die denkmalgeschützte Sternbrücke soll durch eine 26 Meter hohe und völlig überdimensionierte Neubau-Konstruktion ersetzt werden. Dafür sollen 7 angrenzende Altbauten abgerissen und bis zu 90 Bäume gefällt werden. Diese Planung würde das Stadtbild zerstören, aber auch das kulturelle Herz der Schanze.
Treiber sind die Verkehrsbehörde, die die Straße unter der Brücke weiter ausbauen will, und die Deutsche Bahn, für die ein Neubau deutlich lukrativer ist als eine Sanierung.
Eine bessere und für die Stadt günstigere Alternative auf dem Tisch: Man könnte einfach die 60 Mio für den Neubau sparen und die Brücke sanieren. Dass das möglich ist, belegt ein entsprechendes Gutachten der Kulturbehörde. Und man kann auch mit der historischen Brücke sehr gut die vom Senat angekündigte Verkehrswende umsetzen, dafür hat der ADFC schon ein Konzept vorgelegt (Details s.u.).
Deswegen gibt es seit 2020 Proteste aus der ganzen Stadt und von der Initiative Sternbrücke und vielen prominenter Unterstützer*innen (Fatih Akin, Nina Petri, Frank Otto oder dem St. Pauli-Präsidenten). Außerdem gab es eine eine Petition, mit fast 20tsd. Unterschriften.
Folgendes ist konkret geplant:
- Vierspurigkeit der Stresemannstraße auch unter der Brücke für einen erhöhten und beschleunigten Autoverkehr. Verbreiterung der Straße auf 26 Meter im Kreuzungsbereich (obwohl die Straße davor und dahinter von Haus zu Haus nur 20,5m breit ist).
- Damit verbunden eine stützenfreie Stabbogenbrücke von gigantischen Ausmaßen (26 m Höhe von der Fahrbahn bis zum Scheitel)
- Abriss von mindestens sieben angrenzenden Altbauten und dem Teil eines denkmalgeschützten Gebäudes.
- Keine Ersatzflächen vor Ort für einige der zur Zeit ansässigen Clubs. Das geplante Clubhaus wird nach aktuellem Kenntnisstand aufgrund von Lärmschutz nicht realisiert.
- Fällung von 90 Bäumen für den Transport der Brücke. Es gibt Alternativvorschläge, die dies vermeiden könnten… diese werden aber von den Verantwortlichen ignoriert.
Sollten diese Pläne Wirklichkeit werden, würde aus einer vormals lebendigen, kleinen und historisch gewachsenen Kreuzung im Herzen von Altona Nord ein seelenloser, auf maximalen Autoverkehr ausgerichteter Verkehrs-Hotspot im Stil eines Autobahnzubringers, ohne Rücksicht auf Stadtbild, Lebensqualität, Klima, Feinstaubwerte oder Nachhaltigkeit. Und das Ganze unter Federführung eines grünen Bezirksamtes und einer rot-grünen Regierung.
Verkehrsplanung
Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende besteht darauf, dass die Verkehrsplaner*innen nur mit einer größeren Brücke bessere Bedingungen für den Rad-, Bus- und Fußverkehr schaffen könnten. Dahinter stecken allerdings eher politische als fachlichen Gründe: Der Riesen-Neubau wurde von der bislang SPD-geführten Verkehrsbehörde vorangetrieben, um den Autoverkehr auszubauen. Nun soll die Verkehrswende dafür herhalten, dass man diese Planung politisch nicht mehr eingefangen kriegt. Die hierfür genannten Argumente haben jedoch bei genauer Betrachtung keinen Bestand:
Die Stresemannstraße ist westlich und östlich der Brücke nur unter 20 Meter breit und eng bebaut. Daher gibt es neben den bereits bestehenden vier Autospuren nur schmale Gehwege – und keinen Platz für zusätzliche Radspuren (siehe Skizze der Verkehrsbehörde, rot markiert die erwähnten Bereiche). Um die Verkehrswende umzusetzen, muss also vor allem für die Bereiche vor und hinter der Brücke eine Lösung gefunden werden – und die kann nur heißen, den Autoverkehr zu reduzieren.
Alternative Planung des ADFC
Die einzige Lösung, die sich an dieser Stelle bereits 11 Jahre (1991-2002) bewährt hat, ist es, den KfZ-Verkehr auf die beiden inneren Spuren zu begrenzen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club hat dafür eine alternative Verkehrsskizze entworfen. Zentraler Gedanke dieser Planung sind neue Bus- und Fahrradspuren, eine zweispurige Stresemannstraße für den motorisierten Individualverkehr sowie „Busweichen“ vor der Brücke, die für einen reibungslosen öffentlichen Nahverkehr sorgen.